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Veröffentlicht am: 03.03.2017 um 11:45 Uhr
Titel „So richtig falsch“
Theaterwerkstatt Quakenbrück startet neues Projekt
von PM
Quakenbrück. Die Theaterwerkstatt Quakenbrück startet ein neues Kultur-Theater-Projekt. Der Titel lautet: „So richtig falsch“. Am Samstag, 4. März, zwischen 14.30 und 17.30 Uhr findet ein Schnuppernachmittag in der Theaterwerkstatt, Bahnhofstraße 35, statt.
Um Fehler geht es. Um das, was alle kennen, was man gerne mal bei sich selber übersieht, vertuscht, vermeidet, um es dann aber bei anderen umso deutlicher wahrzunehmen. Fehler sind die Basis unzähliger Anekdoten und lustiger Erlebnisse, ebenso wie sie Auslöser für traurige oder ärgerliche Ereignisse sein können. Und manchmal erweisen sich vermeintliche Fehler im Nachhinein als genau das Richtige und leiten eine glückliche Wendung ein – im richtigen Leben, wie im Theater.
Fehler sind ein lohnendes Thema
Der Einladung zu einem ersten Informationsabend zum Projekt „So richtig falsch“ im Februar waren nach Angaben der Veranstalter bereits etwa 30 Interessierte aller Altersstufen in die Theaterwerkstatt gefolgt. Denn Fehler sind allemal ein lohnendes Thema, um sich damit kreativ auseinanderzusetzen.
Präsentation im Oktober
Und das ist der Plan: In einer Bürger-Bühne für Groß und Klein wird der Schönheit des Unperfekten, dem Charme des Fehlermachens, genauso wie guten und schlechten Noten, guten und schlechten Ideen und „so richtig falschen“ Entscheidungen nachgespürt. Das passiert Theater spielend, forschend und schreibend, mit lustigen Experimenten und bewusst „fragwürdigen“ Methoden, so die Initiatorinnen. Jeder und jede ist willkommen, es gibt keinerlei spezielle Voraussetzungen für die Teilnehmenden. Im Oktober wird das Ergebnis der Theater-und Forschungsreise präsentiert werden.
Vollprecht: Theatererfahrung ist nicht erforderlich
Am Samstag, 4. März, von 14.30 bis 17.30 Uhr einen zweiten Info- und Schnupper-Workshop in der Theaterwerkstatt. Die Theaterpädagoginnen und Regisseurinnen Heidi Vollprecht und Aishe Spalthoff werden dann gemeinsam mit der Autorin Nicola Bongard das neue Projekt noch einmal vorstellen. Zudem gibt es Informationen über den zeitlichen Rahmen und die Proben- bzw. Forschungstermine. Interessierte erhalten Gelegenheit, in kleinen spiel- und schreibpraktischen Übungen einen Eindruck davon zu bekommen, was sie im Laufe der Erarbeitungsphase bis hin zur Präsentation zu erwarten haben. „Man muss keine Theaterspielerfahrung haben. Und für Schüchterne finden sich auch Jobs hinter der Bühne“, sagt Heidi Vollprecht.
Kooperation mit Verein In Via
Das originelle Projekt findet in Kooperation mit dem Verein In Via Quakenbrück statt und wird gefördert von der Landesarbeitsgemeinschaft (kurz LAG) Soziokultur und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, dem Fonds Soziokultur und der Stadtstiftung Quakenbrück.
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Was ist „so richtig falsch“?
Im ersten Augenblick scheint es einfach, diese Frage zu beantworten. Es liegt ja auf der Hand. Kriege sind falsch, klar, aber so richtig! Spontan erweitern lässt sich die Liste des Falschen durch Betrug, Diebstahl und Folter. Schnell darauf folgen Krankheit, Lüge, Verrat. Obwohl, da wird es schon etwas komplizierter. Manche sagen, dass ihre Krankheit für sie ein Segen war, anderen hat eine Lüge aus einer schlimmen Lage befreit, beim Verrat kommt es darauf an, wen es trifft. Also gehen wir es nüchterner an. Dass zwei und zwei nicht fünf sind, lernen wir bald in der Schule, und diese Tatsache wird, von Pippi Langstrumpf mal abgesehen, ein Leben lang nicht mehr in Frage gestellt. Man kann Wörter falsch schreiben, falsche Schlüsse ziehen, falsch abbiegen – zumindest wenn das Ziel klar ist. Aber was, wenn man es schicksalhaft betrachtet und nicht von den bloßen Fehlern ausgeht?
Manchmal erweist sich der falsche Weg, der Umweg etwa, als ziemlich richtig.
Hat man da doch - weißt du noch? - seine große Liebe kennen gelernt, damals, als man sich verlaufen und nach dem Weg gefragt hat und ihn dann gefunden hat für's ganze Leben. Oder man ist eben einfach nur nicht in den großen Regen gekommen, weil auf dem „falschen“ Weg Manni uns entdeckt und im Auto mitgenommen hat. Viele Geschichten ergeben sich aus der einfachen Wendung vom „richtig Falschen“. Ob man sie wörtlich nimmt oder moralisch, anarchistisch oder alltagssprachlich, verspielt oder philosophisch: Aus dem wunderbar weiten Feld von Bedeutungen und Geschichten, Meinungen und Erlebnissen, Fundstücken und Stilblüten haben wir ein Stück Theater entwickelt. Anfangs waren wir 21, dann 17, dann nur noch 15. Die Zeit, die hier investiert werden musste, stand leider nicht allen zur Verfügung. Schließlich mussten wir bis zur Premiere des Stücks SO RICHTIG FALSCH am 14. Oktober in der Theaterwerkstatt schreiben, proben, diskutieren, feilen und spielen. Wir, das sind spielwütige „Laien-Profis“ aus Quakenbrück.
Erst probieren, dann proben
Bevor es da ans Inhaltliche gehen konnte, wurde trainiert, immer mit (heimlichem) Bezug zum Thema. In einigen Schnupperworkshops konnten seit Februar 2017 die Teilnehmenden zwischen 6 und 100 herausfinden, wie sie und das Theater, die Bühne, das Thema und das Leitungsteam zusammen passen. Sie haben sich Sketche ausgedacht, haben getanzt, Quatsch gemacht und in Schreibgruppen Fragebögen bearbeitet. „Was machst du immer wieder falsch, obwohl du es besser weißt?“ war eine der Fragen. Oder: „Auf welches Verhalten deiner Mitmenschen reagierst du allergisch?“ „Bist du schon mal durch einen Fehler klüger geworden?“ „Was geht gar nicht?“. In der so entstandenen Theatergruppe auf Zeit wuchsen viele Teenager, aber auch Kinder und Erwachsene über das gemeinsame Spiel so richtig richtig zusammen. Da lachte man nicht über-, sondern schnell miteinander, zum Beispiel bei der Aufgabe, mit Absicht schlecht zu tanzen. Übrigens eine der schwierigeren Übungen, denn da tanzt man nicht nur gegen den Takt, sondern auch gegen die eigene Eitelkeit an.
Cool ist was anderes?
Aber wenn man ein bisschen länger nachdenkt, und auch das macht das „so richtig falsche“ Team, kann man zu dem Schluss kommen, dass nur die „Uncoolen“ sich zu doof sind für das „Uncoole“. Alles nur eine Frage der Perspektive. Eine andere Herausforderung: Lauf in den Klamotten durch die Stadt, die du am aller hässlichsten findest. Halte aus, dass es aussieht wie dein Geschmack. Vor allem für Teenager eine knallharte Mutprobe. Sprich eine Liebeserklärung so, als würdest du dein Gegenüber ekelhaft finden. Aber mach es ja „so richtig falsch“. Hä?
Theatraler Fächer
August 2017 dann haben die „wahren“ Proben begonnen. Nachdem aus all dem erspielten und erfragten Material nun nach und nach Texte von der Autorin ankamen, hieß es Szenen bauen und Kostümfragen klären, Monologe, Dialoge und Gruppenszenen einstudieren. Eine zusammenhängende Geschichte wird hier nicht erzählt, es geht um einen theatralen Fächer, ein Werk aus Stücken, in dem der Momente stärker betont wird als dass es feste Rollen gibt, wo das Verspielte und Schräge mehr in den Mittelpunkt rücken als das Dramatische.
Das lag unter anderem auch daran, dass letztlich weniger ältere Menschen bei diesem Projekt dabei waren und die Jungen dem Thema wilder und alberner, körperlicher und verspielter begegnen. Aus jeder Skizze oder Idee konnte schnell eine Szene entwickelt werden, die für sich selbst steht, eine schillernde Perle mehr an der so richtig falschen Kette, die doch am Ende unserer Meinung nach ein echtes Schmuckstück wurde.
Viele verschiedene Perlen ergeben doch ein SchmuckStück
Und selbstverständlich war auch hier der Weg das Ziel, und auf diesem Weg passierten Dinge, die für sich schon kleine Theaterstücke waren und Eingang in das „SchmuckStück“ fanden. Die Teilnehmenden durften sich (beaufsichtigt!) Vorwürfe an den Kopf schmeißen und sich um die Wette rechtfertigen, auch mal im Chor, oder sie schrien Worte ihrer verhasstesten oder liebsten Dinge in den Raum, schön alphabetisch geordnet, versteht sich.
Lord Voldemort bringt drei bekannten Helden in Gefahr, die von Jonas, Lea und Justus gespielt werden. Zum Glück macht Ron einen Fehler und alles wird wieder gut. Oder doch nicht? Eine Catwalk auf Depeche Mode-Musik, ein seltsames Erlebnis am Strand, Publikumsbeschimpfungen und eine verhinderte Agenten-Story sind nun zu sehen. Viele Szenen zusammen ergeben eine Collage, die Spaß machen und das Publikum im besten Sinne durcheinander bringen soll. Katha zum Beispiel wird ihren Moment haben als Psychotherapeutin in der Lampenfieber-Ambulanz, oder Maria als Verirrte am Strand, als notorische Fragenstellerin oder als Elfchen-Dompteurin. Was, du weißt nicht, was ein Elfchen ist?
in Kooperation mit INVIA Quakenbrück
AUSFLUG NACH QUERBRÜCK - Wie alles beginnt...
Es war einmal in einem sehr kleinen Dorf namens Querbrück links von der Stadt. Hier lebten Menschen, die anders waren als die meisten anderen. Vor allem waren sie sehr anders als die Menschen aus dem Dorf Normbrück, welches auf der rechten Seite der Stadt lag. Da war niemand anders als andere. Obwohl, naja, vielleicht doch: Die Normbrücker hatten viel Fantasie, das musste man ihnen lassen. Anders als in Querbrück, herrschte in Normbrück ein strenger Dorfbürgermeister. Der achtete auf die Einhaltung von Regeln. Er achtete peinlich genau darauf, dass alles mit rechten Dingen zuging. Wie man sich denken kann, fielen die Normbrücker nicht weiter auf. Ihre Kleider waren gebügelt, die Haare gewaschen und gescheitelt, kleine Mädchen trugen pinke Schuhe und kleine Jungs spielten nachmittags Fußball. Große Mädchen trugen pinken Nagellack und große Jungen spielten oft Fußball. Frauen fuhren mit roten Autos zur Arbeit und die Männer sahen Fußball. Der Bus fuhr pünktlich, alle gingen einer geregelten Arbeit nach und abends stand das Auto in der Garage. In die passte es gut hinein, denn dort gab es nichts als Platz für das Auto. Jeder hatte sein Normalgewicht, und wenn ein Kind eine fünf in Mathe hatte, schimpften die Eltern und das Kind schämte sich. Man trug hier ganz normale Klamotten in unauffälligen Farben. Alle trugen hier eine Uhr, die ging. So weit so normal.
Die Normbrücker hatten eine große Sehnsucht. Sie klopfte sanft und doch wild immer wieder an ihren Hinterkopf. Einmal wollten sie auf die linke Seite der Stadt, einmal wollten sie nach Querbrück. Nur mal so gucken. Es hieß, hier sei man immer zu spät und schlüge sich gegenseitig deshalb wechselseitig auf die Schulter. Wenn es gewitterte feierte man hier angeblich Gartenfeste. Bei Sonnenschein ging man ins Kino oder las gemütlich ein Buch nicht zuende. Danach freute man sich schon auf den nächsten Sonnentag, um drin zu bleiben.
Man munkelte, dass in Querbrück die Autos offen und mit gestecktem Schlüssel in der Gegend herum stünden. Die Lehrer lobten die Kinder, die die dicksten Fehler machten. Man probte hier im Unterwassserchor und man tanzte Freitag Abend in der Notaufnahme des Krankenhauses. Einmal im Jahr gäbe es in Querbrück den Normbrücker-Tag. Das machte die Norbrücker natürlich ganz besonders neugierig. Was konnte das sein?
Die Querbrücker wussten also von Normbrück. Was an dem Normbrücker-Tag in Querbrück passierte?An diesem Tag wusch und scheitelte man sich die Haare und zog sich unauffällig an. Das allein war schon zum Brüllen und letztlich der Grund, warum die Querbrücker sich das ganze Jahr auf diesen Tag freuten. Für die Teenager war es dann eine Mutprobe, geduscht und pünktlich in der Schule zu erscheinen. Den Erwachsenen war es etwas peinlich, ihr Auto vor dem Haus zu parken und um 13 Uhr das Essen für ihre Kinder auf den Tisch zu stellen. Zugleich kringelten sie sich deshalb vor Lachen. Alle freuten sich auch auf die traditionelle Theatervorstellung. Denn die Kinder dachten sich an diesem Tag im ungewohnt ehrgeizigen Eiltempo Sketche oder Songs aus, um sie dann abends auf der kleinen Bühne des winzigen Theater zu zeigen. Sie taten dann so, als wären sie Kinder aus Normbrück, die ein Stück über Querbrück aufführten. Oder war es umgekehrt? Da kommt man ja ganz durcheinander. Egal. Hauptsache es machte Spaß. Die Schafe allerdings fanden sehr doof, dass sie am Normbrücker Tag das Theater verlassen mussten, in dem sie das Jahr über immer Harry Potter-Hörspiele hörten. Eines Querbrücker-Tages aber stand plötzlich ein Reisebus aus Normbrück am Busbahnhof. Darin saß tatsächlich eine Reisgruppe aus Normbrück, die nicht mehr wusste, ob sie (hier) richtig war, alles sah aus wie bei ihnen zuhause.Waren sie hier falsch? Schüchtern, neugierig und auch ein bisschen kritisch stiegen sie aus dem Bus. Irgendwie fühle sich das hier so richtig falsch an, fruchtbar nett. Ja, und dann stand plötzlich ein elfenartig aussehendes Mädchen, schnekte Kaffee aus und sagte auf unwiderstehliche Art: Willkommen! Kommt mit! Ja, und da folgten sie der Elfe zu einer hell erleuchteten Tür. Die Tür schien zu so etwas wie einem Theater zu gehören, wenngleich das eigentlich nicht sein konnte, denn draußen vor der Tür standen jede Menge Schafe im Schlafanzug herumstanden und irgendwie beleidigt guckten....
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